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Aus gebotenem Anlass darf ich mir zurzeit die Frage stellen, wie viel Verantwortung trägt ein Kind für seine Eltern, trägt es überhaupt Verantwortung?
Seit ich denken kann, sagten meine Eltern zu mir:“ Michi, du übernimmst mal das Haus, den Hof und schaust dann auf uns.“ Das war für sie ihre unumstößliche Wahrheit, beruhend auch auf ihre eigenen Erfahrungen mit den eigenen Eltern.
So wurde mir die Verantwortung über ihr Glück schon sehr früh in meinen Zellen verankert. Ich bemühte mich natürlich, ihre Wünsche zu erfüllen. War brav und angepasst. Sehr angepasst. Lange Zeit war es auch meine Wahrheit, ich habe gar nicht drüber nachgedacht, mir ein eigenes Leben aufzubauen. Es war so klar für mich, meine Bedürfnisse zurück zustellen, nein, ich kam nicht mal dazu, überhaupt daran zu denken, dass ich eigene haben könnte. Mein Leben war vorbestimmt. Ich mache das, was meine Eltern möchten. Denn das macht man als Kind. Man gehorcht und wenn sie alt sind, übernimmt man die Verantwortung und kümmert sich. Und die Kinder, die das nicht machen, sind schlechte, undankbare Kinder.
Wie du dir denken kannst, war die Entscheidung aus zuziehen, einer der schwersten in meinem Leben, die ich je getroffen habe. Aber ich spürte, dass ich es muss. Ich nahm mein schlechtes Gewissen meinen Eltern gegenüber in Kauf, das Wissen, sie zu enttäuschen und von nun an ein „schlechtes, undankbares“ Kind zu sein. Mit der Zeit entwickelte ich mich aus den Verstrickungen und ich fing an zu begreifen, dass ich niemals Verantwortung für meine Eltern trug, das war nur ihre Wahrnehmung über ihr Leben.
Seit dem Tod meiner Mutter im Jänner ist mein Vater alleine. Er kommt damit nicht so recht klar. Möchte, dass jemand die Verantwortung für ihn übernimmt. Lösungsvorschläge werden aber abgelehnt, er will, dass es nach seinen Regeln läuft. Ich habe ihm klargemacht, dass es so eben nicht läuft, dass kein Kind verantwortlich ist für seine Eltern. (Außer man macht es aus vollem Herzen). Man kann kein Kind zwingen. Denn ich bin nur sein Kind. Und nicht dazu geboren worden, seinen Vorstellungen zu genügen.

Kategorien: Gedanken

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